Sneaker sind einfach nicht mehr wegzudenken. Denn man trägt sie schon lange nicht mehr nur zum Sport.
Die Erfindung des Sneakers ist auf die industrielle Revolution zurückzuführen. Zu dieser Zeit wurden neue Materialien geschaffen, wie beispielsweise vulkanisiertes Gummi. Die sich entwickelnde Fließarbeit begünstigte zudem die Herstellung.
Erstmals wurde der Begriff „Sneaker“ für Schuhe mit Gummisohlen und Segeltuchoberfläche um 1875 verwendet. Die Gummisohle ermöglicht dabei eine extrem leise Fortbewegung, daher auch der Name Sneaker, was so viel heißt wie „schleichen“.

Doch viel interessanter ist: Wie wurde der Sneaker zum Kultobjekt und Wirtschaftsfaktor, um dessen Markt riesige Konzerne kämpfen?

Begonnen hat alles in New York, Bronx in den 70er Jahren. Basketball steht ganz am Anfang des Sneakerkults. Und der Hip Hop machte den Sportartikel zum Fashionschuh.

Doch beginnen wir bei einer der ersten Schuhe, die auf den Markt kamen. Die Converse Rubber Show Company in Massachusetts, gegründet von Marquis M. Converse, stellte zunächst nur Gummistiefel her. Später folgten dann auch Schuhe aus Segeltuch. Im Jahr 1917 entwickelte die Firma schließlich den Converse All Star als Sportschuh. Ein Schuh, den bis dato fast nur Basketballspieler kannten.
Doch vier Jahre später flossen Verbesserungen des Basketballprofis Chuck Taylor ein. Um die Knöchel der Basketballspieler zu schützen, wurde auf die Innenseite der Schuhe ein Converse-Sticker aus Gummi mit der Unterschrift von Chuck Taylor genäht. Das reichte aus, um den Schuh zu einer Legende zu machen! 1936 gewann die amerikanische Basketball-Nationalmannschaft dann sogar olympisches Gold in ihnen.

Chuck Taylor All Star_1

Doch auch im Breakdance erlebten Sneaker einen Durchbruch. Schuhe, in denen man am besten tanzen konnte, wurden zum Bad Boy Outfit. Besonders beliebt bei den Breakdancern waren die Adidas Superstars oder Pumas. Doch ein Bad Boy trug nicht, wie man vermuten würde, abgerockte oder zerfetzte Sneaker. Sie legten sehr viel Wert auf einen korrekten und sauberen Look. Und somit sahen auch die Sneaker immer aus wie neu. Damit das so blieb, trugen sie stets eine Zahnbürste bei sich, um sie zwischendurch jederzeit putzen zu können.

New York ist das Mekka der Sneaker. In der U-Bahn hat man keinen Blickkontakt, man schaut sich lieber auf die Schuhe.

Die Macht der Hip Hop Musiker

Rapper und Hip Hop Künstler, die Sneaker auf ihren Platten-Cover oder bei Auftritten trugen, verbreiteten den Bad Boy Look in kürzester Zeit. Denn ihre Fans wollten selbstverständlich genau so aussehen wie sie. Die Band Run DMC beispielsweise trug die heute legendären Adidas Superstars und Sie schrieben sogar adidaseinen Lobgesang über ihren Look: „Meine Adidas hält keiner auf, wenn ich damit über die Bühne lauf“. Und schon erlebte der Schuh einen Hype, der nur schwer nachzumachen war. Jeder wollte mit einmal nur noch Adidas Superstars tragen.
Den großen Konzernen wurde bewusst, welch eine Macht von den Musikern ausging. Und somit wurden Run DMC zum ersten Werbeträger für Sneaker, die nichts mit Sport zu tun hatten. Die weltbekannte Sportmarke Adidas ging einen Vertrag mit der Hip Hop Szene ein und schrieb Geschichte… win win.
Ab dem Zeitpunkt war der Sneaker eine Art Identität für Hip Hopper.

Alle anderen zogen nach. Es entstanden Hymnen auf Fila, Nike oder Converse. Die Hip Hop Szene macht Turnschuhe zum Kult. Doch damit ist die Erfolgsgeschichte des Sneakers noch nicht erzählt.
Die Spitze setzte Nike drauf. Bislang konnte Nike, mit Adidas, Reebok oder  Converse trotz jeglicher Versuche nicht mithalten. Und somit setzten sie in Sachen Marketing alles auf einen Newcomer-Basketballspieler namens Michael Jordan. Denn auch dieser verkörperte, ähnlich wie ein Rapper, den Bad Boy Look. Er zog, entgegen der Spielregeln, die nach ihm benannten Jodans zu jedem NBA-Spiel an und kassierte jeden Tag Strafen. Doch bessere Werbung konnte Nike nicht machen und die Schuhe wurden zum Statussymbol und Must-Have in der Hip Hop Szene.
Die für damalige Verhältnisse sehr teuren Sneakers waren heiß begehrt. Wenn man mit neuen, sauberen Nikes durch die Straßen New Yorks lief musste man vorsichtig sein. Gangster klauten einem die Schuhe direkt von den Füßen.

Air Force 1

Quelle: http://instagram.com/p/jywBXbuevw/

Hip Hopper, die süchtig nach den neuesten Modellen waren, hatten oft sogar über 1000 Paar. Sie trugen ein paar Nikes, zum Teil nur ein einziges Mal. Anschließend wurden sie weggeschmissen. Sie präsentierten ihren Reichtum nicht durch große Autos oder Fellmäntel, nein, denn das Statussymbol schlechthin waren die neuesten Sneaker.
Schließlich wurde ein Nike-Schuh lanciert, der sich bis heute durchgesetzt hat: der Nike Airforce one. 20 Jahre bringt Nike ihn immer wieder neu heraus, ohne viel Werbung zu machen. Er wurde zum regelrechten Selbstläufer.
Allein Rapper Jay-Z machte für dieses Paar Werbung und trug seine Nikes nahezu jeden Tag, wodurch sie zum „Must-Have“ bei der breiten Bevölkerung wurden.

Rebok warb ihn später als Werbegesicht ab und holte ebenso 50 cent als Werbeträger mit ins Boot. Erfolgreicher hätte Rebok nicht vermarkten können. Die Schuhe verkauften sich von da an stärker denn je.
Auch der allseits bekannte Hip Hopper Pharrell Williams wurde als Werbegesicht angagiert. Er brachte die Marke A Bathing Ape groß raus und annoncierte außerdem eine eigene Sneakermarke. Und auch Adidas hielt mit und nahm nach Run DMC Missy Elliot unter Vertrag.
Wer keinen Hip Hop Künstler oder Sportler als Werbeträger für sich gewann, hatte verloren!

Sneaker haben sich in der ganzen Welt und in allen Schichten etabliert. Jeder will sie und jeder trägt sie – egal ob Rapper, Blogger, Street-Styler oder Millionäre.

Sneaker zu extravaganten Outfit – schon lange kein No-Go mehr!

Heute lassen selbst viele Designer ihre Models statt in High Heels in Sneaker über den Laufsteg laufen und machen sie auch zu extravaganten Outfits salonfähig.

Kürzlich ließ Karl Lagerfeld seine Models bei der Chanel Haute Couture-Show zum zweiten Mal in Turnschuhen auf den Laufsteg und auch andere deutsche Designer wurden vom Sneaker-Fieber angesteckt. Denn bei Lala Berlin trugen die Models ausschließlich die beliebten Converse Chuck Taylor All Stars.

Heute werden über 26 Milliarden Sneaker weltweit verkauft. Davon werden sie zu 20% von Sportlern getragen. 80% tragen sie täglich auf den Straßen!

Der Sneaker hat Geschichte geschrieben und der Kult um sie wird hoffentlich nie enden.

Air force

Quelle: http://instagram.com/p/lo4NnxOerZ/?modal=true