Kaum eine andere Subkultur hat sich im Style so oft und grundlegend verändert, wie Hip Hop. Das überrascht, da ja die Basis – die Musik – seit jeher auf den Säulen Raps, Cuts und Beats steht und Bestand hat. Klar, auch musikalisch hat sich einiges getan, aber nicht so heftig, wie beim Style. Begeben wir uns also auf eine Zeitreise durch die prägenden Jahre des Rap und den dazugehörigen Styles. Anschnallen, es wird eine rasante Fahrt.

Als Ende der 70er Jahre Grandmaster Flash and the Furios Five die Welt im Sturm eroberten, konnte von besonders coolem Style wohl kaum die Rede sein – zumindest, wenn man heute mal darauf zurück blickt. Wenn man ganz ehrlich ist, waren die Jungs eventuell sogar Inspiration für die Village People, so durcheinander gewürfelt war der Style. Da passte nichts, aber auch echt gar nichts zusammen. Pelz und Leder trafen auf Shorts und Baseball-Caps sowie Jeans-Overalls und Sweater. Der Ausruf “What the fuck” könnte auch aus dieser Zeit stammen. Damals „anders” und „edgy”, heute einfach lustig.

Cooler machten das dann einige Zeit später RUN DMC, die einen einheitlichen Look trugen: schwarze Lederjacken, schwarze Hüte, fette Goldketten und natürlich adidas Superstars. Die drei New Yorker waren immerhin die ersten Musiker, die einen Endorsementdeal von adidas erhalten haben. Bahnbrechend zu der Zeit. Die BEASTIE BOYS (RIP, MCA) entwickelten sich derweil von der Schülerband mit Punkrock-Wurzeln zum heissesten Scheiss im Rap Business und das, obwohl sie weiß waren. Sie behandelten das Thema allerdings mit dem nötigen Respekt, überzeugten am Mic und waren selbst auf dem Weg absolute Stilikonen zu werden. Auch wenn einige VW-Fahrer erleben mussten, dass Fans der Beastie Boys das VW-Logo von Autos klauten, nur um sie wie Mike D. plakativ um den Hals zu tragen. Eins war klar: It’s time to get ill.

Ganz anders wiederum Public Enemy, die plakativ politisch daher kamen und mit ihrer martialischen Bühnenshow einige Eltern in Schockstarre versetzten. Klar, die Security of the First World – so der Name der Entourage um Chuck D, Flavour Flav und DJ Terminator X – sah in Camouflage-Uniformen und Maschinengewehren jetzt nicht wie Schwiegermutters Liebling aus. Passte aber perfekt zu den aggressiven Texten und knallharten Beats. Hip Hop wurde ernst.

Ernst wurde es auch an der Westküste, denn Rap war nicht mehr nur ein New York Ding und so zogen ein paar Jungs namens ARABIAN PRINCE, EAZY E, ICE CUBE und DR DRE straight outta Compton in die Welt hinaus, um unter dem Namen NWA Geschichte zu schreiben. Texte, die jetzt keine wirkliche Liebeserklärung an die Polizei waren und knallharte Beats waren der Stoff aus dem Gangsterträume gemacht wurden. Aber auch ihr Style lehnte sich an ihre eigene GangGeschichte an und so trat man uniform in schwarzen Sweatern und Hosen zu Sneakern und Baseball-Caps der L.A. Raiders auf. Goldketten inklusive, ist klar, oder?

Was haben eigentlich die Damen so gemacht? Ok, die hatten natürlich das Problem, dass die 90er Jahre mittlerweile Fahrt aufgenommen hatten und so kamen Acts wie SALT N PEPA oder etwas später TLC in knallbunten Baggy-Klamotten auf die Bühne. De La Soul haben zwar auch bunte Klamotten getragen, aber irgendwie mit mehr Bezug zu ihren afrikanischen Wurzeln. Die Damen hatten einfach nur Pech. Schade.

Was war noch? Ach ja, Kriss Kross machten alles anders und trugen Hosen wie Oberteile mit der Vorderseite hinten. Ja, das sah genauso bescheuert aus, wie es klingt. Google it, falls Du es nicht miterlebt hast. Und ja, die meinten das ernst. Schnell weiter.

Mitte der 90er Jahre war es immer noch verdammt cool ein harter Gangster zu sein. Und so kleideten sich Snoop Dogg, Puff Daddy (oder P. Diddy oder Diddy oder Sean Combs und wie er sonst noch so hieß) und The Notorious B.I.G. gerne mal im edlen Designer-Anzug, denn wie der Wu-Tang-Clan feststellte: Cash rules everything around me.

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Speaking of Wu-Tang: der Clan um Ghostface Killah, Method Man und Ol’ Dirty brachte den Streetstyle der 90er Jahre ins Rap-Game. Baggy ohne Ende, Helly Hansen, Tommy Hilfiger und FILA waren die Brands der Stunde und so ließ sich niemand geringeres als Dendemann auf der ersten Eins, Zwo EP “Sport” zu folgender, legendärer Textzeile inspirieren: “Du Pummel in deiner Pseudo-Wu-Wear erinnerst irgendwie ganz stark an Winnie den Puh-Bär.” Beste Line für immer.

Den Porno-Style von Damen wie Lil’ Kim lassen wir mal außen vor, denn kein Style ohne Kleidung, oder?
Springen wir zur Neuzeit, denn endlich hat sich wieder was getan: die Hosen sind enger geworden (was 4tune so gar nicht gefällt). Ja, man glaubt es kaum, aber die Baggy Jeans hat ausgesorgt und die härtesten Typen des Biz tragen plötzlich Skinny Jeans. Wiz Khalifa, Kendrick Lamar oder Tyga sind da nur einige Beispiele. Ob diese neue Offenheit auch dafür gesorgt hat, dass Frank Oceans Outing als erster schwuler Rap-Star irgendwie gar kein Problem mehr war und auch die Andeutungen ähnlicher Richtung von Tyler the Creator im Grunde auch nur die Journalisten gejuckt hat, sei mal dahingestellt. Fakt ist: im Rap geht gerade alles. Und damit meinen wir nicht nur die Katzen-Fotos mit Laserstrahlen auf den abgedrehten Kollektionen der GOLF WANG Brand um Tyler und die ODD FUTURE WOLF GANG KILL THEM ALL Posse.

So ist das im Rap: Für jeden was dabei. Schön, wenn sich am Ende des Tages alle einig sind und gemeinsam zu derben Beats und Rhymes die Köpfe nicken.