Märchen mit Crappy End? Das drohende Ende von Kanye West & adidas

Am Ende sticht die Biene, so ein Berliner Sprichwort, und es sieht ganz danach aus, als ob die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen US-Megastar Kanye West und Sportswear-Gigant adidas kurz vor einem ebenso schmerzhaften Abschluss steht. Das Ungewöhnliche daran: der Rosenkrieg wird komplett öffentlich ausgetragen.

Wer Kanyes Social Media Kanäle verfolgt, kam nicht daran vorbei. Seit Wochen rantet der Künstler dort über seine verschiedenen Partner aus der Fashionindustrie. Grundessenz: der mit einer (vielleicht mehr als) gesunden Portion Selbstbewusstsein ausgestattet Ye wirft seinen Geschäftspartnern vor, Entscheidungen zu den gemeinsamen Kollektionen ohne ihn getroffen zu haben, sowie Designs daraus in anderen Kollektionen der Marke aufzugreifen. Dieser Vorwurf richtet sich insbesondere an die deutsche Marke adidas, mit der West gemeinsam die Yeezy Sneaker Kollektionen releast.

Artist Collabs im Allgemeinen

Von außen nicht ganz einfach zu beurteilen, keine Frage. Vor allem, ohne Einblicke in das Vertragswerk der Collab zu werfen. Man kann sich das ganze Thema aber einmal anhand anderer Beispiele anschauen, die vielleicht Rückschlüsse darauf zulassen, was in so einem Vertrag stehen kann und vermutlich auch tut.

Let’s take a look at Travi$ Scott x Nike! Als konkretes Beispiel sei der Jordan 1 Mocha genannt, ein High-Top Sneaker mit einer definitiv wiedererkennbaren Farbgebung. Mega Hype, mega schnell sold out, mega re-sell Preise. So weit, so gut.

Eine Brand wie Nike oder adidas macht so eine Collab aus verschiedenen Gründen. Einer ist Image, natürlich.
Der zweite sind die mit der Collab gemeinsam verkauften Produkte und damit pures Cash. Aber: diese Styles sind in der Regel ultra-limitiert. Bedeutet, nur ein Bruchteil der eigentlichen, potentiellen Käufer bekommt die Chance, diese Produkte auch wirklich zu bekommen.
Und das führt zu Grund Nummer Drei: die Collabs sollen einen Farb- oder Designtrend auslösen, der die Brand direkt stärkt. Und das geht nur, wenn es in den “normalen” Kollektionen Farben und Designs gibt, von denen sich die Fans der Collab angesprochen fühlen. Deshalb fand sich nicht lange nach dem Travi$ Scott Jordan 1 Mocha eine sogenannte Take-Down Version, also eine abgeänderte Fassung des Sneakers in der regulären Nike Kollektion.

Ye & adidas: Wie geht es weiter?

Man kann sich sicher sein, dass Nike sich hierfür rechtlich abgesichert hat, und dass sich im Vertrag ein Passus exakt dazu findet. Ob das bei Kanye und adidas der gleiche Fall ist, kann man natürlich nicht mit Sicherheit behaupten.
Aber, vielleicht spricht es ja eine deutliche Sprache, dass Kanye den öffentlichen Weg gegangen ist, statt das Thema direkt rechtlich zu klären. Ein Schelm, wer Böses denke – möchte er damit vielleicht über den öffentlichen Druck auf die Brand einen Willen durchsetzen, der eigentlich keine rechtliche Grundlage hat?

Die wirklichen Hintergründe würden wir wohl erst bei einem Gerichtsprozess erfahren. Es ist aber schwer davon auszugehen, dass daran keine der genannten Parteien interessiert ist. Denn dabei würden zum Beispiel auch Details über den Designprozess und die tatsächliche kreative Leistung von West beim Design der Sneaker ans Tageslicht kommen. Und wer sich ein wenig mit Sneakerdesign beschäftigt, der weiß, wieviel von Sneakerdesigner Steven Smith in den Yeezy Designs steckt. Das könnte also eher nach hinten losgehen.

Wie das eventuelle Ende der Collab zwischen adidas und Kanye West wohl ablaufen wird? Anything can happen with Kanye, das wissen wir alle.
Daher ist unsere einzige Prognose: Ihr werdet noch mehr Popcorn brauchen.