Kein anderes Thema sorgt weltweit gerade für so viel Zündstoff wie die anstehenden Oscars 2016. In diesem Jahr geht es ganz schön drunter und drüber. Am 28. Februar 2016 soll eigentlich die 88. Preisverleihung der Oscars im Dolby Theatre in Los Angeles stattfinden. Doch die Aufregung und Begeisterung werden von einem Zwischenfall, der für ordentlichen Diskussionsbedarf sorgt, überschattet. Schon zum zweiten Mal in Folge wurden ausschließlich weiße Schauspieler nominiert – zum Missfallen der schwarzen Künstler. Der schwarze US-Regisseur Spike Lee äußerte sich via Instagram zu der diesjährigen Nominiertenliste und stellt berechtigte Fragen: „Wie ist es möglich, dass das zweite Jahr in Folge alle 20 Nominierten für die Schauspieler-Kategorie weiß sind? Reden wir gar nicht über die anderen Kategorien. 40 weiße Schauspieler in zwei Jahren und kein Schwarzer. Können wir nicht schauspielern?“
(Link zum Post: https://www.instagram.com/p/BArm7C2Sqh_/)

flickr creative comments ©Dominick D

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Lee‘s Ansage und Vorwurf machen die Runde und verbreiten sich rasant in den Nachrichten und sozialen Medien. Unter dem Hashtag #OscarsSoWhite üben viele Menschen heftige Kritik aus. Natürlich melden sich auch andere schwarze Promis zu Wort. Jada Pinkett Smith, Ehefrau von Will Smith, teilt auf Facebook ein Video, in dem sie zum Boykott der Gala aufruft. Nur wenige Tage später entschloss sich auch Will Smith den diesjährigen Oscars fernzubleiben.
(Link zum Post: https://www.facebook.com/jada/videos/10153983404106320/?theater)

Idris Elba, „12 Years a Slave“-Star Lupita Nyong’o und sogar George Clooney sind der Meinung, dass die Oscars in die falsche Richtung gehen. So gesteht Clooney gegenüber „VARIETY“: „Wenn man mal zehn Jahre zurückdenkt, dann hat die Academy damals einen besseren Job gemacht. Denkt mal drüber nach, wie viele Afroamerikaner damals nominiert waren. Ich finde, dass Afroamerikaner völlig Recht damit haben, dass die Industrie sie nicht gut repräsentiert. Ich halte das für absolut wahr.“

Letzte Preisträgerin war Lupita Nyong’o („Twelve Years a Slave“) 2014. Als letzter afroamerikanischer Darsteller wurde 2007 Forest Whitaker („Der letzte König von Schottland“) geehrt. Ein schwarzer Regisseur kam sogar noch nie in den Genuss eines Academy Awards.

Aber wie reagiert die Academy of Motion Picture Arts and Sciences zu dem Boykott schwarzer Schauspieler?

Die Präsidentin der Academy Cheryl Boone Issacs reagierte nun auf den Oscar-Boykott und setzt sich durch neue Maßnahmen für mehr Vielfalt bei den Academy Awards ein. Am Donnerstag beschloss der 51-köpfige Vorstand der Academy of Motion Picture Arts and Sciences bis 2020 alle Anzahl der Frauen und Minderheiten unter ihren Mitgliedern zu verdoppeln. Früher wurden alle Academy-Akteure auf Lebenszeit bestimmt. Das wird sich in den kommenden Jahren ändern. Ein Mitspracherecht auf Lebenszeit haben nur diejenigen, die jemals für einen Oscar nominiert waren oder drei zehnjährige Amtszeiten hinter sich haben.

Das ist doch mal ein Anfang. Ob sich diese neuen Mitgliedsregeln in der Zukunft wirklich durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Ganz klar ist jedoch, es muss sich etwas ändern und das so schnell wie möglich.

Aber wie das Showbusiness nun mal so ist, the Show must go on. Ausgerechnet der schwarze Komiker Chris Rock wird als Gastgeber der 88. Verleihung der Oscars durchs Programm führen. Wird auch er in letzter Minute abspringen? Befürworter gibt es schon eine Menge: Rapper 50 Cent und Tyrese Gibson bitten den Comedian, die Gala zu boykottieren. Es bleibt weiterhin spannend, wie die Oscar-Nominierungs-Debatte verläuft!

Hier sind alle Nominierungen für die Oscars 2016 im Überblick:

Bester Film:

„The Big Short”
“Bridge of Spies”
„Brooklyn“
„Mad Max: Fury Road”
„Der Marsianer”
„The Revenant“
„Raum“
„Spotlight”

Bester Hauptdarsteller:

Bryan Cranston – „Trumbo“
Leonardo DiCaprio – „The Revenant”
Michael Fassbender – „Steve Jobs”
Eddie Redmayne – „The Danish Girl”
Matt Damon – “Der Marsianer”

Beste Hauptdarstellerin:

Cate Blanchett – „Carol“
Brie Larson – „Raum“
Jennifer Lawrence – „Joy“
Charlotte Rampling – „45 Years”
Saoirse Ronan – „Brooklyn”

Bester Nebendarsteller:

Christian Bale – „The Big Short”
Tom Hardy – „The Revenant“
Mark Ruffalo – „Spotlight”
Mark Rylance – „Bridge of Spies”
Sylvester Stallone – „Creed“

Beste Nebendarstellerin:

Jennifer Jason Leigh – „The Hateful Eight”
Rooney Mara – „Carol“
Rachel McAdams – „Spotlight”
Alicia Vikander – „Danish Girl”
Kate Winslet – „Steve Jobs”

Beste Regie:

Lenny Abrahamson – „Raum“
Alejandro Gonzalez Iñárritu – „The Revenant”
Adam McKay – „The Big Short”
Tom McCarthy – „Spotlight“
George Miller – „Mad Max: Fury Road”